WELTERBE UND MUSEEN: Die Schätze jahrhundertealter Kultur

Mit 55 UNESCO-Welterbestätten liegt Italien weltweit an der Spitze. Doch der enorme Reichtum an Kulturschätzen findet sich nicht nur in berühmten Monumenten wie dem Kolosseum, den Ausgrabungen in Pompeji oder der Renaissancekunst in Florenz wieder. Neben den Haupttouristenattraktionen verfügt das Land über wesentlich unbekanntere, aber nicht minder geschichtsträchtige und eindrucksvolle Ziele. Haben Sie Vicenza auf dem Schirm oder Matera, die Stadt, für die selbst Goethe einst die Worte ausgingen? Außerdem stellen wir Ihnen ausgewählte regionale Kultur-Highlights im Jahr 2020 vor.

Vicenza – Heimat von Palladio

Vicenza ist eine Stadt, die es in jedem Detail, in jeder ihrer vielen Gassen zu entdecken gilt – eine der schönsten Städte Venetiens, ja ganz Italiens, in der die Architektur perfekt mit der Struktur der Stadt harmoniert. Paläste, Villen, Monumente und Kirchen vervollständigen das Bild der Stadt, das so facettenreich wie letztlich stimmig ist.

Gegründet zwischen dem elften und dem siebten Jahrhundert vor Christus, ist die Stadt eng mit der Geschichte der Republik von Venedig verbunden. Die Serenissima, wie diese hieß, herrschte ab dem Jahr 1404 und bis zum Ende des 18. Jahrhunderts in der Stadt.
Vicenza wurde im Jahr 1994 aufgrund zweier Kriterien zum Weltkulturerbe der UNESCO ernannt: zum einen für die perfekte Harmonie von Architektur und Stadtplanung – 
UNESCO-Weltkulturerbe: Vicenza © Bildagentur PantherMedia / ChiccoDodiFC
UNESCO-Weltkulturerbe: Vicenza © Bildagentur PantherMedia / ChiccoDodiFC
ein Modell, das noch heute als Inspiration für ganz Europa dient; und zum anderen für den Beitrag Palladios zur Geschichte der Kunst.

Der Architekturmeister Palladio, gebürtig Andrea di Pietro della Gondola, lebte von 1508 bis 1580 und wird heute weltweit bewundert. Sein in Venetien vorherrschender Architekturstil hatte entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung der Architektur und wurde in England, anderen europäischen Ländern und Nordamerika aufgegriffen.

Unter seinen zahlreichen Meisterwerken, die als unschätzbares Weltkulturerbe gelten, bilden der Palazzo Chiericati, das Olympische Theater und die Basilica Palladiana wohl die, die am hellsten strahlen. „Man kann den Eindruck der Basilica Palladios kaum beschreiben“, sagte Johann Wolfgang Goethe, nachdem er das bekannteste Monument der Stadt besichtigt hatte, das auf die Piazza dei Signori blickt und im Jahr 1614 nach Palladios Geschmack restauriert wurde.

Von den Villen für die damaligen Adelsfamilien abgesehen beeindruckt Vicenza mit zahlreichen Privatbauten, etwa dem Palazzo Valmarana, dem Palazzo Barban de Porto (in dem heute das Palladio Museum untergebracht ist) und dem Palazzo Schio. Weitere Highlights sind die Kathedrale sowie der monumentale Bogen Delle Scalette, der „Bogen der kleinen Treppe“.

Matera – In den Fels geschlagene Geschichte

Matera zählt zu den ältesten Städten Italiens und ein Spaziergang durch das historische Zentrum gleicht einer Reise in die Vergangenheit. Nicht ohne Grund wurden hier historische Filme wie „Die Passion Christi“ 
Reise in die Vergangenheit: Matera © Bildagentur PantherMedia  / pandionhiatus3
Reise in die Vergangenheit: Matera © Bildagentur PantherMedia / pandionhiatus3
von Mel Gibson und „Das 1. Evangelium – Matthäus“ von Pier Paolo Pasolini gedreht.

Die lukanische Stadt Matera in der süditalienischen Region Basilikata beeindruckt vor allem mit ihren jahrtausendealten Felsenkirchen und den Sassi, in den Fels gebaute Höhlen, die bis in die 1950er Jahre hinein bewohnt waren. Heute kann man sie besichtigen und sich so einen Eindruck vom einfachen Leben der Bevölkerung machen, wie es Carlo Levi in seinem Roman „Christus kam nur bis Eboli“ beschrieben hat.

Auch die Chiese Ruprestri, die Felsenkirchen mit ihren jahrhundertealten Fresken legen Zeugnis ab von frühchristlichen Zeremonien. Der Parco Archeologico Storico Naturale della Murgia e delle Chiese Rupestri del Materano („Archäologisch-historischer Naturpark der Murgia und der Felsenkirchen von Matera“), ein Freilichtmuseum auf einer Fläche von 8000 Hektar, bietet einen Einblick in die Geschichte der Menschheit.
Heute befinden sich in den restaurierten Felshöhlen Restaurants, Bars und Hotels.

Seit 1993 gehören die Sassi zum UNESCO-Weltkulturerbe. 2019 war Matera Europäische Kulturhauptstadt.

Kultur-Highlights 2020: Parma, Fellini, 500. Todestag Raffael

Mit dem Slogan „Kultur schlägt Zeit“ wurde Parma zur Italienischen Kulturhauptstadt 2020 gewählt. Außerhalb der Landesgrenzen in erster Linie für ihre Kulinarik und Gastronomie bekannt, hat die Emilia-Romagna jedoch weitaus mehr zu bieten: zum Beispiel den großartigen Palazzo della Pilotta samt barockem Holztheater, die Piazza del Duomo oder das Baptisterium. Rund um die Feierlichkeiten erwarten die Besucher in den kommenden Monaten 400 Veranstaltungen, die einen neuen Blickwinkel auf die alten kulturellen Schätze eröffnen.

Im Januar 2020 wäre einer der größten Filmemacher der internationalen Filmgeschichte, Federico Fellini, 100 Jahre alt geworden. Grund genug, seine Geburtsstadt Rimini kurzerhand zur „Fellini City“ zu erklären. Von der antiken Fischmarkthalle, über die Piazza Cavour bis hin zum Bogen San Giuliano – Orte, die als Epizentrum 
Italienische Kulturhauptstadt 2020: Parma © Bildagentur PantherMedia  / wsf pan
Italienische Kulturhauptstadt 2020: Parma © Bildagentur PantherMedia / wsf pan
der Fellini-Welt und Filmvorlagen dienten und nun zur Spurensuche einladen.

Nachdem Leonardo da Vinci 2019 anlässlich seines 500. Todestages mit bedeutenden Ausstellungen in Italien und aktuell im Pariser Louvre gewürdigt wurde, liegt die Aufmerksamkeit in diesem Jahr bei einem weiteren Meister, der Italiens Kulturerbe weltberühmt gemacht hat: Raffael. Zu Ehren des Renaissancemalers wird es mehrere Ausstellungen geben, darunter eine besonders umfangreiche im Scuderie del Quirinale, die mehr als 200 seiner Werke präsentiert.
Fotos: © Bildagentur PantherMedia / rudi1976, © Bildagentur PantherMedia / ChiccoDodiFC, © Bildagentur PantherMedia / pandionhiatus3; © Bildagentur PantherMedia / wsf pan

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