NATIONALPARKS UND PILGERN: Natur bewusst erleben

Innehalten, durchatmen, die Hektik des Alltags abstreifen. Outdoor-Liebhabern haben die Weite und der Facettenreichtum Italiens schier endlos viel zu bieten. So lassen sich in sage und schreibe 25 Nationalparks und etlichen regionalen Naturschutzgebieten von Norden bis in den Süden Tier- und Pflanzenwelt achtsam erleben und entdecken. Als eines der bedeutendsten Zentren für Spiritualität ist das Land nicht nur für seine christlichen Glaubens- und Kultstätten bekannt – auf historischen Pilgerouten wie dem Frankenweg nimmt man Kontakt zu Natur und lokaler Vergangenheit sowie Gegenwart auf.

Die Nationalparks – Natur genussvoll und langsam erleben

Raganello-Schluchten und die Teufelsbrücke in Civita, Kalabrien © Bildagentur PantherMedia / naticastillog
Raganello-Schluchten und die Teufelsbrücke in Civita, Kalabrien © Bildagentur PantherMedia / naticastillog
Die insgesamt 25 Nationalparks und etlichen regionalen Naturschutzgebiete Italiens bieten einen Urlaub im Einklang mit wilder und üppiger Natur. Touristen können hier einen umweltfreundlichen und nachhaltigen Urlaub verbringen, der zu zahlreichen Outdoor-Aktivitäten anregt. So lädt die örtliche Pflanzen- und Tierwelt zu geführten Wanderungen, Trekking- und Mountainbike-Routen oder individuellen Entdeckungstouren ein. In den großflächigen Nationalparks leben viele vom Aussterben bedrohte Tierarten, darunter der Apenninwolf und der Braunbär. Der größte Nationalpark Italiens ist der Pollino: Der Nationalpark liegt in der Region Basilikata und umfasst die südlichen Ausläufer der Apennin-Bergkette, das Pollino- und das Orsomarso-Massiv. Seine Pfade laden zu Wanderungen und Spaziergängen in wilder, unberührter Natur mit Tierbeobachtungen ein. In dem 1993 zum Nationalpark ernannten Gebiet wachsen mehrere seltene Pflanzenarten (beispielsweise die Schlangenhaut-Kiefer) und auch seine Steineichen-, Ahorn- und Buchenwälder machen es zu etwas Besonderem. Zudem stößt man hier auf zahlreiche Flüsse, etwa den Sinni: Der in der Antike auch Siris genannte Fluss zählt mit seinen 94 Kilometern zu den längsten und wichtigsten der Basilikata.
                                      
Wie in den anderen Natur- und Nationalparks Italiens bietet auch der Pollino lange Pfade für Spaziergänge und Wanderungen. Diese führen zu den Pollino-Ebenen (Piani del Pollino), zu den Gipfeln des Dolcedorme,
Fischerdorf Manarola im Nationalpark Cinque Terre, Ligurien © Bildagentur PantherMedia / kavalenkava
Fischerdorf Manarola im Nationalpark Cinque Terre, Ligurien © Bildagentur PantherMedia / kavalenkava
zur Serra di Crispo und zu den Schluchten des Raganello.

Der Park bewahrt jedoch nicht nur die Natur, sondern auch die Traditionen und die Produktion der lokalen kulinarischen Spezialitäten, die man hier entlang durchdachter Routen erleben kann. Jeder kann hier einen Aufenthalt nach eigenen Bedürfnissen und Wünschen planen und so die verschiedenen Regionen erleben, die das Gesamtgebiet des Pollino einzigartig machen.
             
Zu den Nationalparks gehören neben dem Pollino auch der Park der Abruzzen, der seit September 1922 bestehende erste Nationalpark in Italien, der nur wenige Monate später begründete Gran Paradiso sowie die Parks Circeo, Stelvio, Kalabrien, Monti Sibillini, der Toskanische Archipel, die Wälder des Casentino, die Belluneser Dolomiten, Aspromonte, Cilento-Vallo di Diano, Gargano, Gran Sasso-Laga,
Die Dächer der berühmten Alberobello-Trulli, Apulien © Bildagentur PantherMedia / Marcin Kościółek
Die Dächer der berühmten Alberobello-Trulli, Apulien © Bildagentur PantherMedia / Marcin Kościółek
Maiella, Val Grande, Vesuv und Gennargentu-Asinara-Golf von Orosei. Gemeinsam liefern sie den Beweis dafür, wie sehr die Natur in Italien von Nord bis Süd geliebt und geschützt wird.

Unterstützt wird dieses Ziel durch staatliche Gesetze. Zehn Prozent des italienischen Territoriums unterliegen Naturschutzgesetzen, die eine zur Entwicklung der Natur in allen Formen bestimmte Schaffung von Naturparks und -revieren ermöglichen. In einem italienischen Naturpark oder -revier müssen nicht nur Tiere, sondern auch Pflanzen, Mineralien, Wasser und Luft unberührt bleiben.

Auf den Spuren der Christenheit: Pilgern

Italien ist weltweit eines der bedeutendsten Zentren der Spiritualität und seit Jahrhunderten Ziel von Menschen, die den Glauben zu einem bedeutenden Lebensinhalt gemacht haben. So besitzt das Land enorm viele Glaubens- und Kultstätten der Christenheit: San Giovanni Rotondo, die Stadt, in der Pater Pio gelebt und gewirkt hat; Assisi, die Stadt des Heiligen Franziskus mit ihrer wunderschönen Basilika und dem Kloster; die Wallfahrtskirche von Loreto, eines der wichtigsten und bekanntesten spirituellen und kulturellen Zentren Europas.

Doch das wichtigste Wallfahrtszentrum ist ohne Zweifel Rom, Hauptstadt der Christenheit, Sitz des Papstes. Hier steht auch der Petersdom, eine der größten christlichen Kirchen der Welt. Eines von vielen weiteren Zielen ist Turin, wo das Grabtuch aufbewahrt wird, die Reliquie mit dem unauslöschlichen Abbild Christi nach der Kreuzigung.

Italien ist ein faszinierendes Reiseziel für alle, die der Geschichte der Christenheit nachspüren, religiöse Stätten besuchen oder auf historischen Pilgerwegen wandeln wollen. Einer davon ist der Frankenweg.

Glaubensweg zwischen Mittelalter und Moderne: Der Frankenweg

Einer der bedeutendsten Glaubenswege: Frankenweg © Bildagentur PantherMedia  / toucanet
Einer der bedeutendsten Glaubenswege: Frankenweg © Bildagentur PantherMedia / toucanet
Zu Beginn des ersten Jahrtausends nach Christus, überquerten viele Pilger den europäischen Kontinent, um am Grab des Apostels Petrus in Rom zu beten oder gar das Heilige Land zu erreichen – Jerusalem. Pilgerreisen gewannen im Laufe der Zeit immer mehr an Bedeutung, so dass wahre „Glaubenswege“ entstanden, entlang derer Raststätten, Dörfer und Abteien die Pilger aufnahmen.

Zu den wichtigsten dieser Glaubenswege gehört der Frankenweg, zentraler Kreuz- und Verbindungsweg. Der Zugang zu Italien über die Alpenpässe brachte die Pilger auf die Römerstraßen und die Via Appia, die sie bis Rom führten. Nach der Veröffentlichung des Manuskripts von Sigerich dem Ernsten begannen sie jedoch, die darin beschriebene Route genauer nachzugehen.

Der 990 von Papst Johannes XV zum Erzbischof ernannte Sigerich von Canterbury erzählt in seinem Reisebuch von den 80 Etappen seiner Reise auf dem Weg nach Rom für die offizielle Amtsübernahme. Diese Reise war so detailliert beschrieben, dass sich viele Pilger daran hielten und die Informationen mündlich weitergaben, schließlich war der Buchdruck noch nicht erfunden. Der Frankenweg wurde so zu einer bevorzugten Reisestrecke und zu einem wichtigen Kommunikationskanal für die kulturelle Einigung des mittelalterlichen Europas. Später wurde er auch zum Handelsweg für Gewürze, Seide und andere Waren aus dem Orient, die für die nordeuropäischen Märkte bestimmt waren.

Heute bietet der Frankenweg eine Verbindung zu Natur und Geschichte, zu Folklore sowie zur lokalen Vergangenheit und Gegenwart.
Fotos: © Bildagentur PantherMedia / pandionhiatus3, © Bildagentur PantherMedia / naticastillog, © Bildagentur PantherMedia / kavalenkava, © Bildagentur PantherMedia / Marcin Kościółek, © Bildagentur PantherMedia / toucanet

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